In der europäischen Naturheilkunde ist die Tradition der Darmreinigung eng mit jener des Heilfastens verbunden. Eine gründliche Darmentleerung zu Beginn einer Fastenkur erleichtert den Einstieg ins Fasten. Und durch die täglichen Einläufe während der Fastentage werden unerwünschte Stoffe aus dem Darm befördert, die ansonsten Kopfweh und andere Beschwerden hervorrufen würden. Klingt doch alles ziemlich einleuchtend, würde ich sagen. Es ist doch unumstritten, dass der Darm mit unserer körperlichen und geistigen Gesundheit eng verbunden ist. Warum gibt es dann aber immer wieder Gegner dieser altbewährten Methoden, die erfahrungsgemäß für Wohlbefinden sorgen? Warum fällt der Griff zur Kopfwehtablette Vielen leichter als jener zum Einlaufgerät?
Ist es möglicherweise die Angst, mit einem Einlauf seinem Mikrobiom zu schaden?
Das Wichtigste in Kürze
In diesem 13 minütigen Video erzähle ich das Wichtigste zu diesem Thema. Mehr Details zu den einzelnen Fastenmethoden, und die Auswirkung auf das Mikrobiom, findest du nachstehend…. inkl. meiner ganz persönlichen Mikrobiom-Analyse. 😉
Was ist ein Mikrobiom und warum ist es so wichtig?
Unsere Darmflora, auch Mikrobiom genannt, ist die Gesamtheit aller Bakterien im Darm, wiegt etwa 2 kg und besteht aus rund 100 Billionen Bakterien. Diese kleinen Mitbewohner haben die Fähigkeit, Vitamine herzustellen, Gifte und Medikamente abzubauen, sie versorgen unseren Darm mit Energie und spielen eine unentbehrliche Rolle bei unserer Immunabwehr. Etwa 80% unseres Immunsystems sitzt im Darm! Die Zusammensetzung der verschiedenen Bakterien können aber auch einen Einfluss auf unser Hautbild haben, uns am Abnehmen hindern, oder Verdauungsbeschwerden hervorrufen. Es gibt nämlich auch schlechte Darmbakterien, die das harmonische Gleichgewicht im Darm zerstören, wenn sie durch ihre Ausbreitung die guten Bakterien verdrängen. Durch einen gesunden Lebensstil und ballaststoffreiche Ernährung kann das Mikrobiom günstig beeinflusst werden. (Wenn du noch mehr über dieses Thema erfahren möchtest, schaue hier)
Jedenfalls sollte es uns ein großes Anliegen sein, gut auf unser Darmmikrobiom zu achten. Natürlich möchten wir sichergehen, dass die wertvollen Bakterien durch eine Darmentleerung nicht ausgeschwemmt werden. Aber was ist mit den ungünstigen Darmbakterien, die es gilt, im Zaum zu halten?
Schaffst du es selbst, durch einen gesunden Lebensstil (z.B. Verzicht auf Zucker, Medikamente, Alkohol, Stress, Fertigprodukte usw.) das Milieu in deinem Darm im Optimalbereich zu halten? Oder möchtest du sichergehen, und im Rahmen einer jährlichen Fastenkur den schlechten Darmbakterien den Nährboden entziehen, und dadurch die guten Darmbakterien unterstützen? Denn genau das bewirkt eine verantwortungsvolle Darmreinigung nach traditionellen Methoden der europäischen Naturheilkunde.
Schadet eine Darmreinigung dem Mikrobiom?
Es gibt keine wissenschaftliche Quelle, die zeigen würde, dass die traditionelle Darmentleerung während einer Fastenkur (z.B. durch Einläufe) das Mikrobiom schädigen würde. Sicherlich geht durch die Abführmaßnahmen kurzfristig auch ein Teil der guten Bakterien verloren. Aber langfristig kann durch das sanfte Ausspülen mittels Einlauf das Darmmilieu verbessert werden. Durch die Entfernung von Rückständen wird schlechten Darmbakterien der Nährboden entzogen, und der Vermehrung der guten Darmbakterien steht nichts mehr im Wege. Wichtig ist der achtsame Aufbau nach dem Fasten mit präbiotischen und probiotischen Lebensmitteln.
Der Fastenforscher und Fastenarzt Prof. Dr. Andreas Michalsen hat in einem Interview mit Sandra Exl betont, dass nach dem Fasten das Mikrobiom besser dasteht als vorher. Und er sagt auch, dass fast alle seine Patienten Maßnahmen der Darmentleerung beim Fasten nutzen, weil das für mehr Wohlbefinden sorgt. Auch die Fastenkliniken Buchinger-Wilhelmi begleiten ihre Heilfastenkuren mit Maßnahmen der Darmentleerung, und haben gute Erfahrungen damit. Dies entspricht meiner eigenen persönlichen Erfahrung, und das meiner zahlreichen FastenteilnehmerInnen.
Auch ich selbst mache meine jährlichen Heilfastenkuren seit über 20 Jahren immer mit Glaubersalz und Einläufen, und das Ergebnis meiner Mikrobiom-Analyse kann sich durchaus sehen lassen.

Die liebe Petra Mayr, Fastentrainer-Kollegin und Teilnehmerin bei meiner Fastenwanderung im Oktober 2024, hat dieselbe positive Erfahrung mit ihrem Mikrobiom gemacht:

Kann man auch ohne Darmentleerung fasten?
Ja, auch ohne Glaubern und Einlauf kann eine Fastenkur erfolgreich sein. Dies zeigt die Fastenszene in den USA, wo unsere europäischen Darmentleerungs-Methoden Tabu-Themen sind. Auch einzelne meiner FastenteilnehmerInnen haben in den vergangenen Jahren ab und zu aus verschiedenen Gründen auf das Glaubern und/oder den Einlauf verzichtet. Manche sogar ohne jegliche Fastenbeschwerden. Wenn man zu den seltenen Menschen gehört, deren Darm auch bei Nahrungsverzicht brav weiter arbeitet und für tägliche, natürliche Ausscheidung sorgt, kann man auch ohne Hilfsmittel gut durch die Woche kommen. Wichtig dabei ist, umso besser auf die Einhaltung der Entlastungstage zu achten. Mindestens zwei Tage sollten es sein, an denen vor Fastenstart auf Fleisch und schwer verdauliche Lebensmittel verzichtet wird, um der Bildung von Gärgasen durch unverdaute Nahrungsreste vorzubeugen.
Ich persönlich habe noch nie ohne regelmäßige Darmentleerung gefastet, und würde es auch niemanden empfehlen. Einmal überwunden, findet man ganz schnell Gefallen an der befreienden Wirkung des Einlaufs. Wenn du weiterliest, wirst du auch verstehen, warum es so wichtig ist, den Dickdarm mit Wasser auszuspülen, denn nichts anderes bedeutet es, sich „einen Einlauf zu machen“.
Bei welchen Fastenmethoden ist eine Darmreinigung wichtig?
Nicht bei allen Fastenmethoden sind abführende Maßnahmen oder Reinigungsmethoden unbedingt notwendig.
Nehmen wir als Beispiel das Basenfasten. Bei dieser Fastenmethode gibt es Obst-, und Gemüsemahlzeiten. Es wird also gegessen, und somit bleibt der Darm auch in Bewegung. Wenn die natürliche Ausscheidung gut funktioniert, sind daher keine Maßnahmen notwendig. Trotzdem haben die allermeisten BasenfasterInnen das Bedürfnis, bei Fastenstart den Darm mal gründlich durchzuputzen. In diesem Fall biete ich meinen TeilnehmerInnen eine Share-Pflaume oder Bittersalz, oder Dr. Kottas Abführtee. Den Einlauf empfehle ich trotzdem während einer Basenfastenwoche zumindest jeden zweiten Tag, um sicherzugehen, dass alle unerwünschten Stoffe, die durch das Fasten vermehrt in den Darm geleitet werden, rechtzeitig aus dem Dickdarm herauskommen, bevor sie Beschwerden verursachen.
Das 16/8 Intervallfasten wiederum ist eher ein Lebensstil als eine Fastenart. Hier sind keinerlei Abfühmaßnahmen notwendig.
Beim Fasten nach Dr. Buchinger / Dr. Lützner, dem klassischen Heilfasten bzw. „Fasten für Gesunde“, sind eine gründliche Darmentleerung zu Beginn, sowie tägliche Einläufe unbedingt zu empfehlen.
Warum ist die Darmentleerung beim Fasten so wichtig?
Bei der Fastenmethode nach Buchinger, die Dr. Lützner als „Fasten für Gesunde“ zur Gesundheitsvorsorge ins Leben gerufen hat, wird für 5 vollständig auf feste Nahrung verzichtet. Traditionell erfolgt bei dieser Fastenmethode eine gründliche Darmentleerung zu Beginn, und an den folgenden Fastentagen jeweils ein Einlauf.
Gründliche Darmentleerung für einen erfolgreichen Fastenstart
Das sogenannte „Glaubern“ wurde von Dr. Buchinger und Dr. Lützner als „Paukenschlag vom Essen zum Nichtessen“ bezeichnet. Nach der Einnahme des Glaubersalzes erfolgt innerhalb weniger Stunden eine kräftige schwallartige Darmentleerung. Nahrungsreste werden aus dem Verdauungstrakt entfernt, wodurch auch jegliches Hungergefühl erlischt.
- Das Glaubern ist der Paukenschlag vom Essen zum Nichtessen.
- Nahrungsreste werden aus dem Verdauungstrakt entfernt.
- Das Hungergefühl erlischt.
Der Einstieg ins Fasten ist somit geschafft. Auch wenn das Glaubersalz alles andere als gut schmeckt, und den Ruf hat, ziemlich aggressiv zu wirken, ist es mir immer noch das zuverlässigste, effizienteste Mittel, das ich vor allem bei meinen Fastenwanderungen einsetze. Denn hier ist es besonders wichtig, dass die gesamte Gruppe innerhalb von wenigen Stunden mit leerem Darm fit in den 1. Fastentag marschieren kann! Beim Glaubersalz ist auf eine korrekte Anwendung zu achten: 30 g, aufgelöst in 0,5 l Wasser, langsam getrunken innerhalb von 30 Minuten, ausreichend Wasser und Tee zwischendurch. Das Glaubersalz entfaltet im Dickdarm seine osmotische Wirkung: Es zieht Körperwasser in den Darm, wodurch er sich dehnt, und es zu dieser schwallartigen Ausscheidung kommt. Das Salz selbst, wird vom Körper nicht aufgenommen. Alternativen zum Glaubersalz wären Bittersalz (wirkt ähnlich, aber nicht so stark), Share-Pflaume, Abführtee oder Einlauf.


Täglicher Einlauf während der Fastentage
Während des vollständigen Verzichts auf feste Nahrung, wie es beim klassischen Heilfasten bzw. „Fasten für Gesunde“ (dem Verzicht auf feste Nahrung) funktioniert die Darmentleerung mangels Essensnachschub bei den allermeisten Menschen nicht von allein. Im Fasten läuft jedoch der Reinigungsmodus auf Hochtouren. Die Leber entgiftet laufend über die Gallenblase in den Darm, und es können sich auch noch Essensreste (nicht alles geht durch das Glaubern raus) und Stoffwechselendprodukte im Dickdarm befinden, die Körper und Immunsystem reizen.
Wer sich also wirklich von allen Schadstoffen befreien möchte, darf weder auf das Trinken, noch auf das Abführen während des Fastens vergessen. Die Leitlinien für Fasten für Gesunde empfehlen mindestens jeden zweiten Tag den Dickdarm mithilfe eines Wasser-Einlaufes zu entleeren.

Fazit
Die traditionelle Darmreinigung beim Fasten ist durchaus sinnvoll, und wird auch in renommierten Fastenkliniken angewendet. Fastende empfinden die Darmreinigung in den allermeisten Fällen als wohltuend. Die traditionellen Darmreinigungsmethoden während einer 1-wöchigen Fastenkur schaden dem Mikrobiom nicht, sondern können langfristig zu einer besseren Darmgesundheit und einem ausgeglichenen Mikrobiom beitragen.
Die Quelle meines Fasten-Wissens
- Persönliche Erfahrung: Überzeugte Fasterin nach Dr. Buchinger / Dr. Lützner seit 2002.
- Als diplomierte und ärztlich geprüfte Fasten- und Gesundheitstrainerin habe ich 2018 eine fundierte Ausbildung an der ggf Fastenakademie unter der Leitung von Waltraud Bittner genossen.
- Waltraud Bittner, die Grand Dame der Österreichischen Fastenszene, ist die Gründerin der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ggf) und deren Fastenakademie, und war direkte Schülerin von Dr. Lützner.
- Erfahrung meiner TeilnehmerInnen: Von 2020 bis 2024 durfte ich über 220 gesunde Menschen erfolgreich durch ihre Fastenkur begleiten, und auch von deren Erfahrungen profitieren.
- Ich bin auch großer Fan von Medizinredakteurin Sandra Exl, die mit großer Sorgfalt seit vielen Jahren sehr erfolgreich ein Heilfastenportal führt, und mit Fastenkliniken und Forschern zusammenarbeitet.
- Auch die liebe Nana (Susanne Bernegger-Flintsch), Heilpraktikerin und Fastentrainer-Kollegin, ist mir ein großes Vorbild.
- Als Mitglied der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung (ÄGHE) nehme ich laufend an Fortbildungen und Tagungen teil, um mein Wissen auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu halten.
Weitere Beiträge zu diesem Thema auf meiner Webseite:
- Erklär-Video Einlauf
- Die Darmentleerung beim Fastenwandern
- Meine Produkt-Empfehlungen zum Thema Darmgesundheit
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